Ein Vorschlag für ein Denkmal: Carl Spitteler, 2019
Projekt im Prozess
Das Projekt formuliert den Vorschlag für ein Denkmal für den Schweizer Dichter, Schriftsteller, Kritiker und Essayist Carl Spitteler (1845-1924), welcher 1919 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Internationale Bekanntheit erlangte Spitteler für seine Rede Unser Schweizer Standpunkt, die er am 14. Dezember 1914 vor der Neuen Helvetischen Gesellschaft hielt. Hintergrund dieser Rede war der erste Weltkrieg, der einen tiefen Graben durch die Schweiz entlang der Sprachgrenzen riss: Die Deutschschweizer hielten mehrheitlich zum den Mitllelmächten, die Romandie unterstütze die Koalition der Entente. Spittler rief zur Kohäsion der unterschiedlichen Schweizer Landesteile, zu Verständigung und Minoritätenschutz, zu Gewaltlosigkeit und zur Wahrung der Neutralität auf. Der Appell an den Zusammenhalt aller Schweizer Landesteile und der Landesgrenzen überschreitende Aufruf zu Verständnis, Empathie und Frieden unter den Nationen ist zeitlos. Der Konflikt der Sprachregionen mag vielleicht heute nicht mehr aktuell sein, er wurde jedoch bloß ersetzt durch den Bildungsgraben und einer Entfremdung von Stadt- und Landbevölkerung, welche bei Abstimmungen und Wahlen regelmäßig deutlich und brisant wird. Verstärkt durch die Filter-Bubble scheint man in
verschiedenen Wirklichkeiten zu leben, die sich selten bis nie überschneiden und Verständnis und Annäherung erschweren.
Wir müssen uns enger zusammenschließen. Dafür müssen wir uns besser verstehen. Um uns aber besser verstehen zu können, müssen wir einander vor allem näher kennenlernen. Carl Spitteler 1914
Spittelers Worte der Annäherung, Verständigung und Empathie sind universelle Werte und verdienen heute eine Präsenz durch ein Denkmal, damit sie uns repetitiv daran erinnern, dass diese Werte in einer Gesellschaft wichtig und nötig sind. Klassische Denkmäler haben aber das Problem, dass sie sich schnell in eine Kulisse eingliedern und somit in der Umwelt verschwinden, ihre Strahlkraft also verlieren. Sie finden oft nur an einem singulären Ort statt, sind meist hegemonial bestimmte Machtdemonstrationen und werden durch Absichten instrumentalisiert. Für dieses Projekt ist ein klassisches Denkmal also kaum sinnvoll, so können die Worte nicht wirkungsvoll gestreut werden und würden ohne nachhaltigen Effekt verhallen.